Das Zelt und die Wassersäule: Wann ist ein Zelt wirklich wasserdicht?
Zurück zur Übersicht

Das Zelt und die Wassersäule: Wann ist ein Zelt wirklich wasserdicht?

30.11.2023

Wenn es um den Schutz von Zelten vor eindringendem Wasser geht, ist häufig von der sogenannten Wassersäule die Rede. Was hat es damit auf sich, und wann ist ein Zelt wirklich wasserdicht?

In den Produktangaben von Zelten findet man meist Angaben zur sogenannten Wassersäule, die oftmals auch als WS abgekürzt wird. Dabei handelt es sich um eine Kennzahl, anhand derer du erkennen kannst, ob das Zelt wirklich wasserdicht ist.

Wassersäule wird per Suter-Test ermittelt

Die Wassersäule basiert auf einem Dichtigkeitstest, dem sogenannten Suter-Test, bei dem ein mit Wasser gefüllter Zylinder auf dem Zeltmaterial platziert wird. Dabei wird das Zeltmaterial unter einen mit Wasser gefüllten Zylinder gespannt. Die Wassersäule im Zylinder wird so lange erhöht, bis der erste Wassertropen das Material durchdringt.

Umso höher die Säule in diesem Zylinder ist, desto widerstandsfähiger ist das Zelt gegen Wasser. Die Angabe der Wassersäule erfolgt in Millimetern. Dabei entspricht eine Wassersäule von 1500 Millimetern dem Wasserdruck in 1,5 Metern Wassertiefe oder 0,15 bar.

Unterschiedliche Werte für Zeltplane und Zeltboden

Damit ein Zelt als wirklich wasserdicht gilt, sollte die Außenhaut eine Wassersäule von mindestens 3000 Millimetern aufweisen. Für den Zeltboden, der bei Nässe in besonderem Maße beansprucht wird, sollte die Wassersäule sogar mindestens 5000 Millimeter betragen. Ein weiterer Grund, warum der Zeltboden eine hohe Wassersäule haben sollte, ist die Belastung durch die Personen im Zelt. So erzeugt alleine ein Mann von 80 Kilogramm mit Schuhgröße 43 im Stehen einen Druck von etwa 0,2 bar. Dieser Druck ist im Knien oder in der Hocke durch die Konzentration des Körpergewichts auf eine geringere Fläche doppelt so hoch. Ein Zeltboden mit einer Wassersäule von nur 3000 Millimetern kann hier schnell überfordert sein.

Wassersäule bezieht sich nicht auf die Dichtigkeit von Reißverschlüssen und Nähten

Beachte dabei, dass die Angaben zur Wasserdichtigkeit nur das Zeltmaterial betreffen, also Plane und Boden, nicht jedoch Nähte und Reißverschlüsse. Diese solltest du zusätzlich vor Wassereinbruch schützen, wenn du in einer Gegend mit starken Regenfällen unterwegs bist. Zu diesem Zweck gibt es spezielle Nahtdichter.

Weil die Wasserdichtigkeit des Zeltmaterials mit der Zeit nachlassen kann, solltest du dein Zelt außerdem regelmäßig imprägnieren.

Welche Normen gelten für wasserdichte Zelte?

Ab wann ein Zelt wasserdicht ist, legen verschiedene Normen fest. Gemäß EU DIN ISO 10966 genügt dazu bereits eine Wassersäule von 1500 Millimetern für den Zeltstoff und eine Wassersäule von 2000 Millimetern für den Zeltboden. 

Die europäische DIN-Norm EN 20811:1992 sieht zudem vor, dass an fabrikneuen Zelten getestet wird, während in den USA der AATCC-Standard 127 Tests an fünf Jahre alten Zelten vorsieht. Daher sind die Angaben zur Wassersäule nach US-Standard in der Regel niedriger als nach europäischer Norm.

Welche Wassersäule ist die richtige für mein Zelt?

Die Mindestwassersäule hängt vom Verwendungszweck des Zeltes ab. Für Gelegenheitscamper genügt oft schon eine Wassersäule von 1500 Millimetern für die Zeltplane und von 5000 Millimetern für den Zeltboden. Um jedoch sicher vor Wassereinbruch auch bei lang anhaltendem Starkregen zu sein, sollten die Außenwände eine Wassersäule von 3000 bis 5000 Millimetern und der Zeltboden eine Wassersäule von 8000 bis 10000 Millimetern aufweisen.